Underground in Osaka

(Gastbeitrag von Peter Infernal Music)

Auf einer Reise durch Japan im März dieses Jahres nutzen meine Freundin und ich die Chance, mit der Metal-Underground-Szene im Land in Kontakt zu kommen. Auf der Suche nach Bars und Underground-Konzerten stießen wir in Osaka auf die Location „Sengoku Daitoryo“.

Ganz stilecht erreichte man die Location direkt aus dem Treppenhaus einer Metrostation über eine mit Bandaufklebern beklebte Stahltür.

Wir gingen durch die Tür und merkten – nur Japan schafft das im positivsten Sinne abgeranzte Flair einer über und über mit Band Aufkleber & Plakaten beklebten, mit Stiften vollgemalten Metal/Punk-Kneipe mit Sauberkeit und Ordnung zu verbinden.

Die Bierpreise waren mit knapp über 4 € umgerechnet akzeptabel und der Eintritt für fünf Bands inklusive einem Freigetränk für 20 € war fair. Es ist schließlich 2023 – und Japan – und Großstadt.

Einzige Schwierigkeit am Abend: Die Englisch-Kommunikation war nicht mit allen reibungsfrei möglich. So dauerte es auch etwas beim Einlass, bis kommuniziert war, dass wir zu KEINER Band gehörten und einfach nur Eintritt zahlen, Bands schauen und Bier trinken wollten.

Eingangsbereich der Location

Nachdem wir etwas im Merch geschmökert und uns mit Bier ausgestattet hatten, ging es auch in den vom Barbereich separierten kleinen aber feinen Konzertraum.

Die erste Band eine – J-Metal-Visual-Kei-Band (https://vlv-official.net/) – beendete gerade ihren Auftritt. Was wir noch mitbekamen war, wie man so schön sagt „ganz was anderes“ – aber sie machten ihren Job gut – akustisch, als auch (wie bei dem Genre wichtig) optisch.

Weitere Bands waren Punker von „FUCKIN’BULL SHIT“  sowie die Rock’n’Roll Gruppe „ハンドレッドナックル“. Nein, definitiv kein Metal, Spaß hatten wir trotzdem! Die Jungs lieferten gute Riffs, Gesang und Instrumente stimmte, alles war sauber abgemischt. Top!

Da konnte man über die starke Lüftung (waren ja immer noch irgendwo unter der Erde) sowie ein paar Hand voll Dezibel zu viel hinwegsehen, die einen daran erinnerten, dass Ohropax schon cool sein kann.

Zwischen den bisher genannten Bands kamen wir ins Gespräch mit dem Death-Grind-Trio „Handsome Bob“ (ja – die sprachen zum Glück Englisch). Von ihnen hörten wir, was bereits unser Gefühl war: In Japan hat es der Underground grundsätzlich schwerer als bei uns. Dies wurde uns allein schon durch die Personenanzahl auf dem Konzert ersichtlich. Vor der Bühne sah ich inklusive uns immer maximal ein Dutzend Personen – die hier stehenden, aktuell nicht spielenden Musiker, Veranstalter und Barpersonal mitgezählt (Anm. Stimmung war trotzdem top!). Nach einem guten Gespräch und gutem Bier begannen Handsome Bob ihren Auftritt (https://handsomebob.bandcamp.com/album/guillotined).

Soundtechnisch erinnerte es uns an ältere Titel von Napalm Death. Es war das meditative Geprügel, welches mir nach den zuvor spielenden Punk-Band das Gefühl gab irgendwo zuhause auf einem Konzert zu sein und jeden Moment von ‘nem Kumpel ein Becher Bier in die Hand gedrückt zu bekommen, während er mir ins Ohr brüllt „hat länger gedauert, die Schlage am Bierstand war voll lang – geile Band!“. Als unser persönlicher Headliner des Abends lieferte die Gruppe ein Brett nach dem anderen! Empfehlung zum Hören der Jungs geht hiermit klar raus!

Handsome Bob

Nach den Bands gab’s noch das ein oder andere Bier, bevor wir den Laden wieder durch die Stahltür mit den Band-Aufklebern verließen.

Schlussendlich bleibt nur zu sagen: Man kann tausende Kilometer weit reisen, aber wenn guter Metal läuft, ist man wieder zuhause!

Peter & Bonnie

Infernal Music

PS: Zu Handsome Bob: Wer eine japanische Death-Grind Band für sein Konzert sucht, und auch mal andere Veranstalter anschreiben kann um Anreisekosten zu n-teln sollte sich bei den Jungs von Handsome Bob mal melden – wie sie mir bei einem der Biere mitteilten wäre eine Tour durch Europa DER Traum für sie! Das Zeug dazu hätten sie m.M. nach definitiv!

PPS: Zur Location: Wer mal in der Ecke ist, die Örtlichkeit kann klar empfohlen werden. Aber Achtung, nicht immer gibt’s hier nur Metal der härteren Gangart – aber mindestens interessante Musik aus dem Underground.

PPPS: Der erste Platz für die beste Curry Werbung geht aaaaaaan „Osaka Spice Curry“. Ja, bei dem Flyer dachten wir auch zuerst, es wäre eine Band, aber wie mir erklärt wurde, ist es einfach nur ein Curryladen in Osaka. Den Flyer wollte ich euch nicht vorenthalten:

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